Case Study | Programmieren lernen durch Blended Learning mit Lern-Community am Beispiel von TechLabs e.V. und TechAcademy e.V.

Im Rahmen der TechConference 2022 beleuchten wir innovative Lehrkonzepte für Digitalbildung. Dabei zeigen wir insbesondere, wie Konzepte von ehrenamtlichen Organisationen auf die traditionelle Bildung an Schulen und Hochschulen übertragen werden kann.

Die folgende Case Study über das didaktische Konzept von TechLabs und TechAcademy ist Teil einer dreiteiligen Serie. Die zwei weiteren Case Studies beleuchten die BYTE Challenge der Jungen Gesellschaft für Informatik, ein Programm für Digitalkompetenz an Schulen, sowie eine “Marketing Analytics”-Lehrveranstaltung an der Goethe-Universität Frankfurt, welche vom TechLabs und TechAcademy-Konzept inspiriert wurde.

Motivation

Studierende wissen oft, dass Programmierkenntnisse in Zukunft auch abseits traditioneller Informatikberufe relevant sein werden. Doch oft wird die initiale Hürde, den ersten freiwilligen Schritt im Programmieren zu gehen, als zu hoch eingeschätzt. Kurzum: Das Kredo “ich bin kein IT-Nerd und Programmieren ist zu schwierig für mich” führt oft dazu, dass geeignete Personen sich selbst den Einstieg in das Programmieren nicht zutrauen. Zudem finden Studierende vieler “traditioneller” Fächer oft kein passendes didaktisches Angebot an ihrer Bildungseinrichtung, um ihre digitalen Fähigkeiten, insbesondere das Programmieren, erstmalig zu lernen oder auszubauen.

 

Konzept

TechLabs und TechAcademy bringen Teilnehmenden aller Fachbereiche mit einer innovativen Mischung aus Blended Learning (E-Learning-Kurse und selbstständige Projektarbeit) und Community (Peer-Mentoring und Peer-Learning) das Programmieren und damit die Grundlagen der Digitalisierung näher. Dadurch legen die ehrenamtlichen Organisationen die Grundlage für ein fundiertes Digitalverständnis von Studierenden aller Fächer — besonders jenen abseits der Informatik. Insbesondere durch die starke Community befreien TechAcademy und TechLabs Digitalkompetenz vom “Nerd-Image” und fördern dadurch eine diverse Tech-Branche.

Studierende lernen bei TechLabs und TechAcademy in einem einsemestrigen Programm Programmierkenntnisse in Kursen wie Data Science, Web Development, App Development, UX Design oder Artificial Intelligence. Die Kurse können unabhängig von Vorkenntnissen und fachlichem Hintergrund der Teilnehmenden absolviert werden. Die beiden Vereine passen das individuelle Lernkonzept an das Niveau der Teilnehmenden an — möglich wird das durch die Auswahl passender Kurse aus dem Katalog großer E-Learning-Anbieter. “Hard Skills” werden dementsprechend online und on-demand vermittelt.

Die Vertiefung und Anwendung der Kenntnisse findet parallel durch Problem-Based-Learning statt — also Projektarbeiten zusammen mit anderen Teilnehmenden und individueller Unterstützung durch Mentoren. Somit können die Teilnehmenden ihre vorab angeeigneten (eher theoretischen) Kenntnisse direkt praktisch umsetzen und diese besser als im traditionellen Frontalunterricht verinnerlichen. Die ausgewählten Projekte untersuchen zudem Fragestellungen aus dem Alltag der Teilnehmenden, zum Beispiel die Data-Science-Auswertung des persönlichen Spotify-Hörverhaltens, wodurch die Motivation der Teilnehmenden gesteigert wird.

Zusammengefasst verbindet dieses Konzept die Vorteile von online- und offline: einerseits flexibles und konzentriertes Programmieren-Lernen im eigenen Tempo durch Online-Kurse; andererseits die Offline-Vertiefung und Anwendung des Materials — zusammen mit kontinuierlichem Austausch in Peer-Groups und direktem Feedback durch Mentoren.

Übertragbarkeit auf traditionelle Lehrformate

  • Fokus der Präsenz-Zeit auf Peer-Learning, Gruppenarbeiten und individuelles Feedback
  • Personalisierte Zusammenstellung der E-Learning-Kurse auf Basis der Vorkenntnisse und Ziele der Lernenden
  • Nutzung von Online-Ressourcen zur fundamentalen Wissensvermittlung
  • Fokus beim Programmieren-Lernen auf selbstständige Implementierung der gelernten Fähigkeiten
  • Bearbeitung relevanter Problemstellungen aus dem Alltag der Teilnehmenden

 

Quick Facts

TechLabs und TechAcademy

  • ehrenamtliche Organisationen
  • Ziel: Grundlegende Programmierkenntnisse und damit “Digital Literacy” für Studierende vermitteln
  • Angebot: Blended-Lerning-Programmierkurse in Data Science, Web Development, App Development, UX Design oder Artificial Intelligence

TechLabs e.V.

  • 2.500 Kursteilnehmende pro Jahr
  • 400 ehrenamtliche Mitarbeitende
  • 4.000 Alumni
  • Übertragbares Konzept: 16 lokale Standorte in Deutschland und im Ausland
  • Gewinner der Google Impact Challenge 2018

TechAcademy e.V.

  • Modell-Bildungsprogramm in Frankfurt und deutschlandweite Skalierung über die TechConference
  • 200 Kursteilnehmende pro Jahr
  • 30 ehrenamtliche Mitarbeitende
  • 500 Alumni
  • Vereinssitz: Frankfurt (Goethe-Universität)
  • Studierende des Jahres 2021 (Deutscher Hochschulverband und Studentenwerk)

 

Über dieses Projekt

Diese Case Study ist Teil des Diskussionspapiers zur TechConference 2022 am 17. und 18. Juni 2022 in Frankfurt am Main. Die Konferenz bringt 19 Organisationen aus ganz Deutschland zusammen, welche i) ehrenamtlich oder gemeinnützig ii) im Bereich Digitalisierung, Technologie oder Digitalbildung tätig sind und iii) durch die “junge Generation” unter 30 Jahren geführt werden. Die Veranstaltung und das begleitende Diskussionspapier zeigen, welches Engagement besteht und wie dieses unterstützt und ausgebaut werden kann.

Zudem ist das Ziel dieser Arbeit das gemeinsame Verfassen von Forderungen an Entscheidungsträger*innen aus der Politik. Diese Forderungen stimmen die Organisationen im Rahmen der TechConference ab und veröffentlichen sie anschließend. Grundlagen dafür sind die Ergebnisse einer systematischen Befragung der Organisationen aus ganz Deutschland und drei exemplarische Case Studies.

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